Wohnungswirtschaft weiter unter Corona-Einfluss
Aengevelt-Umfrage: Wohnungswirtschaft weiter unter Corona-Einfluss.
Auch wenn die Pandemie aktuell von anderen Themen wie Ukraine-Krieg, drohender Energiekrise, Inflation etc. „überstrahlt“ wird, ist sie dennoch weiterhin präsent und wird zudem ab dem Herbst wieder an Bedeutung gewinnen.
Vor diesem Hintergrund befragt Aengevelt bereits seit Sommer 2020 halbjährlich Experten aus allen Bereichen der Wohnungswirtschaft zu den Corona-Auswirkungen, zuletzt im Sommer 2022.
Das Ergebnis:
- Die Rückkehr zur Normalität schreitet insgesamt voran. So gab über die Hälfte der Befragungsteilnehmer an, dass eine Rückkehr zur betrieblichen Normalität bereits wieder eingetreten ist (44 %), erwarten dies innerhalb der nächsten sechs Monate (7 %). In der Winterbefragung waren es 31 % bzw. 13 %.
- Allerdings rechnet weiterhin ein markanter Anteil der Befragungsteilnehmer mit wirtschaftlichen Einbußen u.a. durch eine Verlangsamung der Umsatzdynamik, Forderungsausfälle und eine Reduzierung des Neugeschäfts.
- Mit größeren strukturellen Auswirkungen auf ihr Unternehmen rechnen dagegen unverändert nur Wenige.
Gleichzeitig gab ein relevanter Anteil der Befragten an, dass die aktuellen Krisenelemente in ihre Einschätzung eingeflossen seien.
Differenzierte Auswirkungen.
Unter der Fragestellung “Wie schätzen Sie den Einfluss der Corona-Krise auf Ihr Unternehmen ein?“ konnten die Teilnehmer aus einem Spektrum möglicher Auswirkungen für ihr Unternehmen wählen, wobei Mehrfachantworten möglich waren. Dazu zählen:
- Verlangsamung der Umsatzdynamik
- Forderungsausfälle
- Reduzierung des Neugeschäfts
- Erhöhter Kostenaufwand durch bislang nicht kalkulierte Restart-Investitionen
- Verlust von Stammkunden
- Personalabbau
Nachdem im Winter 2021/2022 knapp die Hälfte der Befragungsteilnehmer (46 %) von einer abgeschwächten Umsatzdynamik ausging (Sommer 2021: 34 %; Winter 2020/2021: 52 %; Sommer 2020: 60 %), sank der Anteil in der Sommerbefragung 2022 auf den bislang niedrigsten Wert von 31 %.
Auch die Zahl derer, die mit Forderungsausfällen rechnen, ist weiter gesunken, macht mit 25 % indessen immer noch ein Viertel aller Befragungsteilnehmer aus (Winter 2021/2022: 30 %; Sommer 2021: 32 %; Winter 2020/2021: 32 %; Sommer 2020: 52 %).
Hinsichtlich der Reduzierung des Neugeschäfts erfolgte dagegen eine Trendumkehr: Sank der Anteil der Befragungsteilnehmer, die eine Reduzierung befürchten, kontinuierlich von 50 % (Sommer 2020) auf 5 % im Winter 2021/2022 (Sommer 2021: 28 %; Winter 2020/2021: 40 %), ist er in der aktuellen Sommerbefragung 2022 erstmals wieder deutlich auf 25 % gestiegen.
Allerdings schlagen sich insbesondere in diesem Befragungsergebnis nach Aussagen der Befragungsteilnehmer die Sorgen bzgl. der zusätzlichen, oben genannten Krisen-Aspekte Ukraine-Krieg, drohende Energiekrise, Inflation etc. nieder.
Dies gilt auch für die Einschätzung der Befragungsteilnehmer hinsichtlich eines Personalabbaus in ihrem Unternehmen. Auch wenn es nach wie vor ein nur geringer Anteil ist: Mit 6 % wurde in der aktuellen Sommerbefragung der bisher höchste Wert seitens der Befragungsteilnehmer erreicht, die mit einem Personalabbau rechnen (Winter 2021/2022: 4 %; Sommer 2021: 2 %; Winter 2020/2021: 4 %, Sommer 2020: 4 %).
Mit dem Verlust von Stammkunden rechnen lediglich 2 % (Winter 2021/2022: 1 %; Sommer 2021: 2 %, Winter 2020/2021: 6 %; Sommer 2020: 4 %).
Zudem gehen 10 % der Befragungsteilnehmer von einem erhöhten Kostenaufwand durch bislang nicht kalkulierte Restart-Investitionen aus (Winter 2021/2022: 27 %; Sommer 2021: 11 %, Winter 2020/2021: 23 %; Sommer 2020: 18 %).
Normalisierung des Geschäftsbetriebs schreitet voran.
In einer weiteren Frage wurde um die Einschätzung gebeten, wie lange es dauert, bis sich der Geschäftsbetrieb in den Unternehmen der Befragungsteilnehmer wieder normalisiert.
Ergebnis: In der aktuellen Sommerbefragung 2022 gaben 44 % an, dass dies bereits geschehen ist (Winterbefragung 2021/2022: 31 %; Sommer 2021: 41 %). Der Anteil derer, die dies in weniger als sechs Monaten erwarten, ist von 13 % im Winter 2021/2022 auf aktuell 7 % gesunken. Und während im Winter 2021/2022 25 % davon ausgingen, dass es länger als zwölf Monate dauern wird, sind es nun 17 %.
Fazit:
- Nach wie vor rechnet ein signifikanter Teil mit mittel- bis längerfristigen Auswirkungen von Corona, z.B. in Form von Forderungsausfällen, einer verlangsamten Umsatzdynamik sowie einer Reduzierung des Neugeschäftes.
- Zudem fließen in die Einschätzungen zunehmend weitere markante Krisenfaktoren ein, so dass für zukünftige Befragungen die Konzentration ausschließlich auf die Pandemie und ihre Auswirkungen nicht mehr ausreicht, um realistische Einschätzungen zu erhalten.
Dazu Lara Zautys, Analystin von Aengevelt Research: „Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation, Lieferengpässe und steigende Kreditzinsen sorgen zusammen mit den immer noch nicht ausgestandenen, sondern zum Herbst hin eher wieder anziehenden Corona-Auswirkungen für eine markante Volatilität innerhalb der Wohnungswirtschaft, deren weiterer Verlauf sich nicht seriös prognostizieren lässt.“
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